Im Januar 2014 durfte ich eine Woche lang durch das nördliche Namibia reisen. Da es sich um ein Land auf der Südhalbkugel handelt, gehört der Januar zum Hochsommer und
dies bedeutet dort Regenzeit. Ja, es gab ein paar Regengüsse und ja, es war auch recht warm, aber der Clou an dieser Reisezeit ist, dass im Dezember und Januar die Tierbabys auf die Welt kommen.
Nach der Landung in Windhoek sind wir mit unserem Tour-Bus Richtung Norden gestartet, auf dem Weg zum Etosha Nationalpark.
Die erste Übernachtung war direkt ein Highlight: die Okonjima Lodge! Kurz vor Otjiwarongo gelegen, beherbergt sie die Africat Foundation. Es handelt sich um ein privat geführtes Reservat zur Pflege und Rehabilitation verletzter Geparden und Leoparden. Da die unter Beobachtung stehenden Tiere Peilsender tragen, kann man sie auf den Pirschfahrten recht gut aufspüren und hat hier somit eine "Wildkatzen-Garantie".
Zudem ist die Lodge ein afrikanischer Traum. Wir blieben eine Nacht und haben eine Tages-Pirsch und eine Nacht-Pirsch erlebt. Beides ein unbedingtes Muss!
Weiter ging es zum Etosha Nationalpark. Man braucht auf jeden Fall einen ganzen Tag, um man den Park zu durchqueren. Übernachtet haben wir direkt vor dem Von Lindquist Gate. Von dort sind wir sehr früh von Ost nach West durch den Park gefahren und haben die Wasserlöcher abgeklappert.
Da die Etosha Pfanne grün und üppig wie eine Alm war, waren die Tiere überall, nur nicht an den Wasserlöchern. Warum auch :-)
Trotzdem war es wie im Film. Alle paar Meter sah man Herden von Zebras, Springböcken, Kudus und Oryxantilopen. Es gab massenhaft Warzenschweine mit Ihren Frischlingen und die niedlichen Dik Dik, die wie Mini-Antilopen aussehen und scherzhaft als Knoppers für Löwen bezeichnet werden, also das kleine "Frühstückchen" heißen, weil halt nicht viel an ihnen dran ist. Eine große Elefantenfamilie zwang uns ca. 30 Minuten zum Stillstand auf unserem Weg, indem sie unseren Bus gemächlich umkreiste, um rechts und links des Weges ausgedehnte Schlammbäder zu nehmen. Bei diesem Ereignis habe ich gefühlt die halbe Speicherkarte meiner Kamera gefüllt.
Zur Übernachtung im Park blieben wir im Okaukuejo Camp. Die Unterkünfte in den Nationalparks stehen immer unter staatlicher Führung. Man kann durchaus einen Qualitätsunterschied zwischen einem staatlichen und einem privat geführten Camp feststellen (wer hätte das vermutet?). Trotzdem empfiehlt sich zumindest eine Nacht im Park. Jedes Camp im Park hat ein eigenes Wasserloch, welches bei Dunkelheit durch Flutlichtstrahler erleuchtet wird.
Nachdem wir ca. eine halbe Stunde lang auf dieses Loch gestarrt hatten und schon fast wieder gegangen wären, bewegte sich der große graue Stein direkt an der Wasserlinie.
Das Nashorn hatte dort die ganze Zeit gestanden und geschlafen und wir hatten es nicht als solches erkannt. Ganz schön peinlich!
Am nächsten Morgen wollten wir den Park dann durch das Anderson Gate verlassen und unternahmen noch einen letzten Versuch, an einem Wasserloch fündig zu werden.
Niemand im Bus glaubte daran, auch nur ein einziges Warzenschwein dort zu sehen, waren doch die Wasserlöcher bisher nicht gerade die Erfüllung unserer Safariträume.
Aber siehe da: Drei Löwen und zwei Löwinnen lagen vollgefressen um eine frisch gerissene Giraffe herum und ließen sich in Ihrem Verdauungsschläfchen von uns nicht stören. Wir rissen alle Fenster im Bus auf und setzten uns mucksmäuschenstill über und untereinander auf die Seite des Busses, die der Giraffe am nächsten war. Es lagen vielleicht drei oder vier Meter zwischen uns und den Tieren. Man hörte die Fliegen über dem Kadaver summen und einzelne Windböen trugen den süßlichen Gestank des verwesenden Fleisches zu uns herüber. Es gibt Momente, die vergisst man nie!
Auf der Weiterfahrt Richtung Khorixas und Brandberg waren wir uns einig: besser kann es nicht kommen.
In der Nähe von Khorixas besuchten wir die Vingerklip Lodge. Sie liegt in einer Landschaft, die mit ihren bizarren Felsformationen dem Monument Valley der USA sehr ähnelt. Nur dass es hier viel grüner ist und deutlich mehr Tiere beheimatet sind. Die Lodge und ihre elf Gästebungalows liegen hoch an einem dieser Felsen und bieten einen atemberaubenden Ausblick auf die Umgebung.
Wir übernachteten im Damaraland Inn, besichtigten von dort aus den Steinernen Wald und die Felsenmalereien bei Twyfelfountain.
Anschließend ging es durch ein einsames Stück der Namib-Wüste an den Atlantik, dann südwärts entlang des Atlantiks nach Swakopmund. Die Sache mit der Küstenwüste ist schon sehr seltsam: Die Reisenden auf der rechten Busseite blickten auf den grauen, wolkenverhangenen Atlantik blickten, dagegen schauten dei Reisenden auf der linken Busseite in einen strahlend blauen Himmel über der Namib-Wüste. Wenn man aus dem Bus ausstieg, konnte man zu Fuss von sonnigen 28 Grad in nur wenigen Metern zu einem kalten Nieselregen bei gefühlten 14 Grad gehen. Ein echtes Phänomen.
Swakopmund ist sehr niedlich. Die charmante Architektur, die palmengesäumten Straßen und die schier endlos langen Strände laden zum Verweilen ein. Das malerische Städtchen mit seinen historischen Gebäuden aus der Kolonialzeit beherbergt aber auch eine große Anzahl von Unternehmen, die dem Urlauber alle nur erdenklichen Aktivitäten anbieten: Rundflüge mit Sportflugzeugen oder Heißluftballons, Quad-Touren oder Kamelsafaris, Gleitschirmflüge oder Fallschirmsprünge und diverse Geländewagen-Safaris.
Es gibt eine kleine, geschützte Bucht, in der man baden kann ohne von den Atlantikwellen
begraben zu werden. Allerdings beträgt die Wassertemperatur im Hochsommer höchstens 16-17 Grad Celsius.
Man findet nette Boutiquen und Biergärten; tolle Restaurants und einen Musikladen mit einer original Heino-LP in der Auslage. Mir hat es gut gefallen und ich wäre auch gerne noch etwas länger geblieben. Übernachtet haben wir im altehrwürdigen Hansa Hotel. Es stammt aus dem Jahr 1905 und man fühlte sich auch ein wenig in diese Zeit zurück versetzt.
Eine gute halbe Stunde südlich von Swakopmund liegt Walvis Bay. Eigentlich ein großer Seehafen für Fischerei und Handel, kann man doch dort auch wunderbare Ausflüge unternehmen. Die natürlich Lagune beheimatet die Rosapelikane und Flamingos.
Wir haben eine Katamaran-Tour zur Pinguin-Kolonie unternommen und auf dem Weg dahin Delfine beobachtet. Besonders gut unterhalten hat uns "Google", der bootseigene Seehund. „Google“ wurde von uns mit Sardinen gefüttert und wir wurden dafür von Michael, dem Bootführer, mit Austern gefüttert. Ja, so wäscht eine Hand die andere.
Auf der Rückfahrt nach Windhoek durch das Khomas Hochland wurden wir auf der Pad (namibischer Highway) nochmal kräftig durchgeschüttelt. Müde und voller Eindrücke, konnte ich dann im Flieger der Air Namibia auf dem Nachtflug nach Frankfurt von meiner nächsten Reise nach Afrika träumen.